Werner Weber

Leben

Werner Weber kam am 1. Januar 1892 im alten Schulhaus in Langnau am Albis zur Welt. Er war das erste Kind des Lehrers Adolf Weber und der Josefine geb. Würth. Die Familie übersiedelte in seinen ersten Kinderjahren nach Zürich, wohin der Vater versetzt worden war, später dann nach Andelfingen im Zürcher Weinland.

Von 1906 bis 1909 besuchte Werner Weber die Zeichnungsschule des Industrie- und Gewerbemuseums St. Gallen, wo er sich zum Stickerei-Zeichner ausbilden liess. 1909/1910 setzte er sein Zeichen- und Malstudium am Eidgenössischen Polytechnikum sowie bei Wilhelm Hummel fort; dieser unterrichtete an der sogenannten Stadlerschule, die 1899 von der Malerin Luise Stadler als Kunst- und Kunstgewerbeschule für Damen in Zürich gegründet worden war. Anschliessend, von 1911 bis 1914, studierte Werner Weber an der Ecole Nationale des Arts Décoratifs in Paris und an dortigen privaten Malakademien. Zurück in der Schweiz, legte er im Oktober 1914 das Staatsexamen als Zeichenlehrer ab. Danach liess er sich vorerst in Küsnacht nieder; 1917 bis 1919 wohnte er in Ossingen im Bezirk Andelfingen.

In den folgenden Jahren bis 1923 zog es Werner Weber immer wieder nach Italien. Zeiten reger Reisetätigkeit mit kürzeren Besuchen von Genua, Rom, Neapel, Salerno und Paestum oder von Lucca, Perugia und Assisi wechselten ab mit mehrmonatigen Aufenthalten in Florenz und Marina di Massa oder, in den Sommermonaten, in der Schweiz: so 1920 in Erlenbach oder 1921 in Ermatingen und Salenstein am Untersee, wo er sich während eines Jahres von November 1923 bis November 1924 auch niederliess.

Von 1924 bis 1934 lebte und arbeitete Weber – wie im übrigen auch Zeit seines Lebens regelmässig in den Wintermonaten – häufig auf Mallorca, zwischendurch aber auch immer wieder in der Schweiz, so 1928 bis 1930 in Genf. Im Sommer 1934 konnte er das ehemalige Atelier von Rudolf Koller am Zürichhorn beziehen, bis das Gelände für die Landesausstellung umgestaltet und das Atelier 1938 abgebrochen wurde. Reisen führten ihn im Lauf dieser Wanderjahre aber auch durch Deutschland sowie nach Paris, Belgien und Holland, wo er die Alten Meister studieren konnte.

1937 liess Werner Weber sich in Rüschlikon nieder, da er sich dank der Unterstützung durch die Malerin Anna Hug den mittleren Teil des Brahmshauses kaufen konnte. In diesem Haus über dem Zürichsee hatten vor ihm – nebst Anna Hug selbst – Hermann Gattiker sowie Gret und Fritz Widmann gewohnt, dessen nahegelegenes Atelier der Maler ebenfalls übernehmen konnte. Hier schuf er zurückgezogen ein umfangreiches Werk. 1977 gründete Werner Weber eine Stiftung mit dem Auftrag, seinen Nachlass zu verwalten. Er starb am 15. August 1977 im Alter von 85 Jahren in Rüschlikon.

Werk

Werner Weber malte während seines langen Lebens um die 1500 Bilder. Anfänglich standen neben Stillleben und einzelnen Porträts Landschaften im Vordergrund, bei denen er sich an Vertretern der École de Barbizon (Camille Corot, Théodore Rousseau) orientierte. Ab etwa 1930 konzentrierte er sich immer mehr auf die Gattung des Stilllebens. Dabei erprobte er alle möglichen Varianten: Blumen-, Früchte-, Gemüse- Tier- oder Gefässe-Stillleben. Für sie standen die Vorbilder der flämischen und der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts Pate (Pieter Claesz, Willem Claesz. Heda, Willem Kalf), vor allem aber die Stillleben des Franzosen Jean Siméon Chardin.

Webers Bilder zeigen eine innige Beziehung zur Natur, einerseits in der Besinnung auf das scheinbar Einfache, Alltägliche und Gewöhnliche, andererseits mit der Behandlung von Licht und Farbe. So geht es dem Maler etwa in seinen Landschaftsbildern nicht um grandiose Szenerien; zu seinen Themen werden stattdessen eine ins Sonnenlicht getauchte Wiese mit Bäumen, ferne, im Dunst liegende Berghänge, die Zwischentöne in Laub und Rinde eines alten Olivenbaums, Felsen im Schatten, ein Bach im Nebel, das Dunkel eines Waldes … Der Maler selbst notierte: Die Kunst ist nichts als Naturstudium.

Ausstellungen zu Lebzeiten Werner Webers u.a.:

  • Kunsthaus Zürich seit 1915, 1917, 1922, 1925, 1928, 1930, 1934/35, 1940
  • Kunstmuseum St. Gallen 1916
  • XVI. Nationale Kunstausstellung (Zürich) 1925
  • Kunstmuseum Winterthur 1926, 1961
  • Palma de Mallorca 1928
  • Rüschlikon 1938, 1952, 1962
  • Musée de l’Ariana Genf 1946

Monographie Werner Weber mit umfangreichem Werkkatalog

Herausgegeben von Eberhard Polatzek und René Strasser
Verlag Orell Füssli, Zürich 1987